GALERIE ATZENHOFER

KÜNSTLER:

Anton Atzenhofer
Stefan Atzenhofer
Tania Engelke
Mariagrazia Huaman
Anders Möhl
Susanne Schattmann
Ralf Scherfose
Stefan S. Schmidt
Irma Stolz
Prof. Peter Thiele
Richard Wientzek

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Künstler-Webseite

Mahlzeit - 11 Künstler tischen auf

Ausstellung vom 9. April bis 29. Mai 2011
Bilder aus der
Ausstellung
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Etwas lauter und lebendiger sind die, an klassische Stillleben angelehnten, Bilder des Berliners Stefan Atzenhofer, der lebendige Hasen oder Affen vor die Obstkörbe platziert anstatt der toten Rebhühner, die in Barock-Gemälden zu finden sind. Die Ernährungsgewohnheiten der unbekümmerten Primaten werden auch in einem Bild gut zum Ausdruck gebracht, das die Tierchen beim Mango-Werfen auf einem Denkmal zeigt.
Tania Engelke hat teils sehr romantische Darstellungen von Früchten gezeichnet, wie sie in alten Lehrbüchern gezeigt wurden, teils ganz im Gegenteil die völlig nüchterne, moderne Variante: Obst aus dem Supermarkt mit einem Titel, der wohl eher ironisch gemeint ist. Die sechsteilige Reihe „fresh food“ zeigt Äpfel, Birnen, Zitronen und Tomaten in Plastik eingeschweißt oder in Dosen.
Grundnahrungsmittel unter einem völlig anderen Aspekt hat sich auch Anders Möhl vorgenommen, der nicht wirklich ernst gemeinte, ulkige Möglichkeiten zeigt, wie Obst und Gemüse zweckentfremdet eingesetzt werden kann, z. B. als Wasser-Melonen-Kopfbedeckung oder Ananas als Warnzeichen vor Radioaktivität.
Professor Peter Thiele hat sich über die Einladung zur Teilnahme an dieser Ausstellung besonders gefreut, da gleich mehrere der beteiligten Künstler seine ehemaligen Schüler sind. Stefan Atzenhofer, Tania Engelke, Susanne Schattmann und Mariagrazia Huaman haben bei ihm studiert.
Die Farbzeichnungen des Professors zeigen auf eine angenehm altmodische Art skurrile und völlig abstruse Situationen einer freundlich verdrehten Welt, wie einen Angler, der in einem Teller Fischsuppe angelt oder ein Tortenstück in Form der Nürnberger Burg.
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Die neue Ausstellung beschäftigt sich sowohl mit einem elementaren Grundbedürfnis des Menschen wie auch mit einer Angelegenheit von traditionell hohem sozialen Stellenwert. Trotzdem geht es nicht um eine anstrengende Materie, sondern um eine Sache mit großem Spaß- und Unterhaltungsfaktor. Das Thema „Essen und Trinken“ wurde von 11 Künstlern aus verschiedenen Ecken Deutschlands unter recht unterschiedlichen Gesichtspunkten beleuchtet.
Eine Gruppe realistischer bis fotorealistischer Maler stellt Grundnahrungsmittel in teils sehr reduzierter Form dar. So zeigt der Bamberger Richard Wientzek Buntstiftzeichnungen, die wie Schnappschüsse wirken und seine Lieblingsprodukte völlig pur zur Geltung bringen.
Die Bilder des Marburgers Stefan S. Schmidt verdienen den Begriff Stillleben in ganz besonderem Maß. Die Motive sind mit viel Liebe zum Detail arrangiert und zeigen einerseits völlig „stille“ Produkte wie Quitten, Auberginen und tote Heringe. Andererseits wirken die Fische durch die dazwischenstehenden Wassergläser ungeheuer frisch und die Auberginen in Gläsern sehen aus wie dickbäuchige Herren, die sich fröhlich unterhalten, also sehr „lebendig“ sind.
Konventionelle Stillleben kommen aus dem hohen Norden Deutschlands, aus Kassel, wo Ralf Scherfose z. B. „seinen Donald“, des Malers Lieblingstasse und eines seiner wichtigsten Kochutensilien „portraitiert“ hat.
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Irma Stolz hat 12 Bilder zu Ihrem Lieblingsgetränk Tee gemalt. Die Motive wirken wie Märchen-Szenen aus 1000 und einer Nacht, sind farbintensiv wie orientalische Paläste, magisch wie Zaubersprüche oder Flaschengeister und fernab jeder Realität traumhaft schön.
Die übrigen Künstler haben sich weniger der Darstellung einzelner Lebensmittel als vielmehr der Situation des Essens und Trinkens gewidmet – und das kommt recht farbenfroh daher.
Mariagrazia Huaman stammt aus Peru, war dort Architektin, hat dann in Deutschland Grafik Design studiert und lebt jetzt vom Malen großartiger Bilder, die sowohl Ihre Herkunft wie auch ihre Wahlheimat widerspiegeln. Typisch deutschen weißblauen Küchenkacheln nachempfunden ist eine Aquarellreihe mit Gemüse-, Obst- und Kaffee- Motiven. Einen Hauch von Südamerika-Feeling verbreiten dagegen die riesigen Acrylgemälde, die mondäne Damen und dunkelhäutige Herren beim Cocktailtrinken, Eis oder Spagetti- Essen zeigen.
Auch Anton Atzenhofers Motive bringen den sonnigen Süden nach Nürnberg. Seine Bilder entführen zu den schönsten Umschlagplätzen für Nahrungsmittel z.B. auf einen türkischen Obst- und Gemüsemarkt oder in eine italienische Cafe-Bar, in der temperamentvolle Südländer bei einer Tasse Espresso diskutieren.
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Eine ganz besondere Bandbreite in Ihrer Themenwahl zeigt sich bei Susanne Schattmann, deren Stillleben zuckersüße Geschmäcker auf die Zunge des Betrachters zaubern. Eher beklemmend ist dagegen ihre Darstellung des Diners eines englischen Ehepaars im 19. Jahrhundert.
Schon bei der Planung der Ausstellung wurde sehr schnell klar, dass zum Thema „Essen und Trinken“ auch eine Beleuchtung der Missstände in diesem Bereich gehört. Die angenehmen Bilder mit glänzenden Tomaten, freundlichen Kaffeehäusern, bunten Gemüsemärkten und heiteren Leuten, die lachend Cocktails schlürfen, machen nicht gänzlich glücklich angesichts der Tatsache, dass für einen großen Teil der Weltbevölkerung das Thema nicht rein positiv belegt ist, sondern im Gegenteil ein substantielles Problem darstellt. Die Galerie hatte daher zusammen mit den Künstlern beschlossen, einen Teil des Erlöses aus dem Verkauf der Bilder an die Welthungerhilfe zu spenden, die auch mit einem Info-Stand in der Ausstellung vertreten ist. Möglicherweise handelt es sich damit um den Versuch, das schlechte Gewissen angesichts des hierzulande herrschenden Überflusses zu beruhigen, für die letztlichen Empfänger der Spende ist es aber allemal besser als gar keine Unterstützung.
Susanne Schattmann hat eine Reihe mit Portraits von Personen gemalt, deren Schicksal in einem von dem SWR produzierten Dokumentarfilm (Titel „Hunger“) vorgestellt wurde. Eine Frau in Haiti handelt mit sogenannten Schlammkuchen, die aus Erde, Butter, Salz, Wasser bestehen und nicht besonders nahrhaft oder gar lecker, aber sehr billig sind. Ein indisches Mädchen hat seinen Vater verloren, der sich wie viele Kleinbauern, umgebracht hat, weil der Anbau genveränderter Baumwolle entgegen den Versprechungen der Saathändler kaum Erträge brachte. Eine alte Haitianerin will nicht mehr leben, muss sich aber um ihr verwaistes Enkelkind kümmern.