GALERIE ATZENHOFER

Heinz Schillinger
Vita & Werk · Seite 2

Bilder von Heinz Schillinger

Der Mensch Schillinger war großzügig, entsprechend sind auch seine Bilder angelegt. Kleine Kunstwerke gibt es, von den Briefmarken natürlich abgesehen (Originalzeichnungen etwa DIN A4), nur sehr wenige. Die meisten Bilder bleiben mit passender Rahmung zwar knapp unter einem Quadratmeter, sind aber für direkt in der Natur gezeichnete Bilder doch eher groß.
Schillingers Landschaften sprechen in erster Linie das Gefühl, die Seele der Menschen an. Während man gerade den Zeichnungen von alten Bürgerhäusern (z. B. Häuserzeile einer Strasse in Gent) oder den wohlkonstruierten, detaillierten Abbildungen fränkischer Fachwerkbauten anmerkt, dass er sein graphisches Handwerk perfekt beherrschte, bringen die Wahl seiner Bildausschnitte, die Farbabstimmung und die Details in der Darstellung der landschaftlichen Umgebung sehr viel Wärme in die Bilder. Ihre Ausstrahlung vermittelt dem Betrachter ein angenehmes Wohlgefühl und kann auf besondere Weise sogar glücklich machen.
Schillinger malte ausschließlich das, was er mochte. Er produzierte niemals Kunst, um zu provozieren oder gegen irgendetwas zu rebellieren. Er malte aus Freude am Malen und aus Liebe zu seinem Lebensumfeld. Es gelang ihm dabei in einzigartiger Weise seine Sinneseindrücke so lebendig darzustellen, dass man beim Betrachten und unweigerlichen Versinken in einer typischen „Schillinger-Landschaft“ das Gefühl hat, die Geräusche der italienischen Gasse zu hören, die Wärme des Sommerabends im fränkischen Dorf zu spüren oder den typischen Grasgeruch von durch die Sonne erhitzte Wiesen wahrzunehmen.
Vor allem die Landschaftsmotive vermitteln dem Betrachter eine Ruhe und Friedlichkeit, die sich sonst nur beim Spaziergang in der Natur einstellt. Schillingers Bilder in Ruhe zu studieren, ist eine angenehme Möglichkeit, Urlaub zu machen ohne zu verreisen.
Eine Art Zeitreise kann man erleben, wenn man sich mit den Bildern aus den Fünfziger Jahren beschäftigt, die exakt im Stil dieser Zeit, aber auch in der Schillinger-eigenen Art mit einem Sinn für das ausschlaggebende lebendige Element einer Umgebung gezeichnet sind. Eine Hinterhofszene mit einem Sammelsurium an Handwerkerutensilien wirkt heiter frisch durch die typischen oft in 50er-Jahre- Tapeten, -Tischdecken und eben -Bildmotiven verwendeten Pastelltöne. Aus dieser Epoche stammt auch eine besondere Rarität: eine in eleganten Tuschestrichen gezeichnete Dame im roten Sessel, die direkt einem Unterhaltungsfilm mit Peter Kraus entstiegen sein könnte.
Ein Teil der Schillinger Landschaften hat, was die Farbwahl anbelangt, beinahe expressionistische Züge: Englische Landhäuser und Bäume erstrahlen in schrillen Farben unter einem nicht minder farbig leuchtenden Himmel. Um die Stimmung eines Motivs einzufangen, verwendete der Künstler nicht ausschließlich naturgetreue Farbtöne, er entschied sich oft auch für eine Kolorierung, die der Atmosphäre am besten entsprach, getreu der Leitlinie, dass ein Bild nicht einfach der Wirklichkeit ähnlich sein soll, sondern das Wesentliche, das ganz eigene, Sinn- und Charakter gebende Element herauskommen muss. Bei allen Bildern dieser Ausstellung ist es Heinz Schillinger perfekt gelungen, seinen eigenen Maßstäben gerecht zu werden. Ganz gleich, ob man nun diese Malrichtung oder einen ganz anderen Stil persönlich bevorzugt, die Nahbarkeit und positive Energie der Bilder kann jeder spüren, der sich in das Werk Schillingers vertieft.
Von Clarissa Schillinger, die Ihrem Vater sehr nahe stand, stammt der Sinnspruch zu dieser Ausstellung: „Die Tür öffnet sich für ein wunderbares Werk, das er uns hinterlassen hat, um das zu schenken, was er sich als Lebensmotto wählte: Menschen zu erfreuen!

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